Sergiy Bevzyuk von der Deutsch-Ukrainischen Vereinigung e.V.

Magdeburg

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Kurzinfo

Standort:
Magdeburg

Ansprechpartner:
Sergiy Bevzyuk

Kontakt:
Deutsch-Ukrainischen Vereinigung Sachsen-Anhalt e.V.
Schellingstraße 3-4
39104 Magdeburg

Webseite:
https://www.ukraine-sachsen-anhalt.de/de/home/

Autorin:
Sophie Kolbinger
Kontakt:
ukrainehilfe@buerger-fuer-buerger.de
Fotos:
privat

Ein starkes Team für ukrainische Kultur 

Wenn Helfen eine Selbstverständlichkeit ist, ist es der Dank dann auch? Ist er obsolet oder muss er nicht gerade dann besonders hervorgehoben werden?

Sergiy Bevzyuk engagiert sich bei der Deutsch-Ukrainischen Vereinigung Sachsen-Anhalt e.V. und organisiert dort als Teil eines großen Teams im ganzen Bundesland regelmäßig verschiedene kulturelle Veranstaltungen für Menschen aus der Ukraine. Gemeinsam haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, die ukrainische Kultur und die Gemeinschaft der Menschen zusammenzuhalten. Dabei wollen sie aber auch der deutschen Bevölkerung das Land etwas näher bringen und ihnen die Schönheit der ukrainischen Kultur zeigen. Von Mal zu Mal werden es mehr Teilnehmende auf ukrainischer und mehr Zuschauende auf deutscher Seite. Aber auch den Menschen, die in der Ukraine geblieben und vom Krieg betroffen sind, wird durch das Sammeln von Spenden geholfen. Unterstützt wird Sergiy bei seiner Arbeit von Valeriy Novoseletskyy von der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt (AGSA).

Ein Bundesfreiwilligendienst ermöglicht das Engagement für die ukrainischen Landsleute

Seit einigen Monaten lebt Sergiy Bevzyuk in Magdeburg. In seiner Heimat Ukraine war er Geschäftsmann – hier entschied er sich für einen Bundesfreiwilligendienst bei der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA). In diesem Rahmen kann er die Arbeit der Deutsch-Ukrainischesn Vereinigung unterstützen. Aufgrund der Sprachbarriere brauchte er für seine Arbeit einen Dolmetscher und lernte so Valeriy Novoseletskyy von der AGSA kennen. Diese hat am 1. April 2022 das Projekt „Koordinierungsstelle Engagement Ukraine Sachsen-Anhalt Nord” ins Leben gerufen, welches sehr eng mit der Deutsch-Ukrainischen Vereinigung kooperiert. Da diese eine Mitgliedsorganisation der AGSA ist, kann sie Veranstaltungsräume im einewelt haus kostenfrei nutzen. In einem Zoom-Interview haben sie von ihrer gemeinsamen Arbeit und Sergiys Engagement berichtet.

Sergiys Motivation und Beweggründe für sein Engagement sind nicht schwer zu greifen. Es scheint für ihn einfach selbstverständlich zu sein. Schon in der Ukraine war er ehrenamtlich tätig, unter anderem in der Stadtverwaltung. Er möchte seine freiwillige Arbeit hier gerne weiterführen, gerade auch, weil er in der aktuellen Situation die Wichtigkeit und auch die Notwendigkeit verstehe. In Magdeburg würden gerade ca. 4000 ukrainische Flüchtlinge leben, denen er das Gefühl geben wolle, nicht alleine zu sein. Er hat einfach das starke Gefühl, das jetzt tun zu müssen, wie er sagt. Bei ihrer Arbeit spielt es eine große Rolle, die Menschen in neue Gemeinschaften zu integrieren und ihnen zu helfen, ihr neues Leben und die neuen Umstände zu adaptieren. Auch für die Stadt Magdeburg sei das wichtig, betont Sergiy, denn die meisten Geflüchteten wollen weiter arbeiten und ihren Teil zur Gemeinschaft beitragen. Es sei jetzt besonders wichtig, den Menschen ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Dann bestehe die Chance, dass die Situation in Deutschland, in der Gesellschaft, langsam zur Ruhe komme, wie Sergiy meint.

Ihre Projekte und Veranstaltungen waren dabei gar nicht auf einen großen Erfolg angelegt, aber sie erreichten mit ihnen mehr Menschen als erwartet. Und nicht nur Ukrainerinnen und Ukrainer, sondern auch Deutsche.

Finanzielle Unterstützung und kostenlose Räume würden das Engagement erleichtern

Bisher wurden alle Veranstaltungen ehrenamtlich organisiert und gestaltet. Sergiys Anspruch ist lediglich, dass die Tanz-, Musik- und Kulturveranstaltungen auch qualitativ gut sind und je mehr Leute daran teilnehmen, desto größer müssen sie organisiert werden. Für entsprechende Veranstaltungsräume und Konzertsäle fehlt oft das Geld, ebenso für Fachleute wie zum Beispiel für Tanzlehrer:innen in Form einer Aufwandsentschädigung. Das sieht Sergiy einzig als wirkliche Herausforderung bei seiner Arbeit. Langfristig muss dafür jedoch ein Projekt angemeldet werden, damit eine angemessene Finanzierung möglich ist. Daher werden sich die Bemühungen zukünftig zusätzlich auch darauf erstrecken.

Seine Wünsche für die Zukunft sind damit eng verwoben: Kostenlos zur Verfügung gestellte Veranstaltungsräume wären die Ideallösung. Zudem würde finanzielle Unterstützung die Organisation von Veranstaltungen erleichtern bzw. ermöglichen, wodurch sie noch mehr Menschen erreichen könnten. Auch eine größere Unterstützung der Stadt Magdeburg ist an dieser Stelle ein Wunsch. Sie machen so viel für die Menschen, nicht nur für die Ukrainerinnen und Ukrainer, die beschäftigt werden, sondern auch für die Deutschen, die die Veranstaltungen besuchen, dass sie sich über eine kleine Form der Anerkennung natürlich freuen würden.

Ein starkes Team

Valeriy und Sergiy wirken wie ein sehr gut eingespieltes Team. Und das nicht nur auf der sprachlichen Ebene. Noch als die Verbindung zu Sergiy abgebrochen war, erzählte Valeriy immer wieder, dass Sergiy nicht meckert und nichts fordert. Die Wünsche habe er nur geäußert, weil er gefragt wurde. Wenn er die Möglichkeit hätte, würde er weiter alles selbst organisieren. Aber sein Anspruch an die Qualität ihrer Arbeit sei eben auch sehr groß. Mit finanzieller Unterstützung würden die Veranstaltungen noch besser werden, er fordere es aber nicht ein. Er sei zufrieden mit der Arbeit des Teams, mit dem, was sie schon alles erreicht haben, und möchte diese Arbeit einfach gerne fortsetzen, weil es ihm ein Bedürfnis ist.

Wenn er es nicht wenigstens für den Dank macht, wofür dann? Sergiy beschrieb, wie er bei jeder Veranstaltung die Einigkeit bei den ukrainischen Geflüchteten sieht und wie Freude aufblüht, wenn sie zusammen sind. Dass sie ihren Alltag einmal beiseite schieben können und die Möglichkeit haben, zur Ruhe zu kommen. Und nichts anderes möchte er. Auch sieht er, dass Menschen aus Deutschland endlich erkennen würden, was die ukrainische Kultur und die ukrainische Geschichte tatsächlich ausmacht, wie viel Schönheit sie auch mitbringt. Das scheint seine Form der Anerkennung zu sein, seine Motivation.