10. Forum Bürgergesellschaft 2015

Mehr Selbstbewusstsein – Voraussetzungen für eine starke Zivilgesellschaft

Am 25. und 26. September 2015 kamen in Berlin-Grünau wieder gut 30 Expertinnen und Experten zum „Forum Bürgergesellschaft“ zusammen. Bei der Veranstaltung, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feierte, diskutierten die Teilnehmenden unter dem Titel „Bürgergesellschaft 2020“, wie das Zusammenspiel zwischen Zivilgesellschaft, Staat und Wirtschaft gestaltet werden kann. Am ersten Tag standen dabei die Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement im Fokus. Prof. Dr. Thomas Olk, Sprecher des Kuratoriums der Stiftung Bürger für Bürger, führte in einem Vortrag in das breite Spektrum der Herausforderungen ein.

Dr. Heiko Geue legte dar, wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gute Rahmenbedingungen schaffen will, um die Infrastruktur für Engagement und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit zivilgesellschaftlichen Akteuren zu fördern. Prof. Dr. Roland Roth machte dann deutlich, wo die Schwierigkeiten liegen, die nicht zuletzt aufgrund politischer Logiken bestehen. Außerdem wurde nach einer Einführung durch Mirko Schwärzel (BBE) und Rupert Graf Strachwitz darüber diskutiert, welche Vor- und Nachteile so genannte Compacts haben, mittels denen in verschiedenen europäischen Ländern Vereinbarungen über die Zusammenarbeit zwischen den verschieden Sektoren in Bezug auf die Förderung von Engagement und Zivilgesellschaft haben. Auf der einen Seite können sie für wertvolle Verständigungsprozesse sorgen. Zugleich ist aber offen, ob sie die Komplexität der Zivilgesellschaft angemessen erfassen können.

Am Abend bot ein Kamingespräch mit Hella Dunger-Löper, Beauftrage für Bürgerschaftliches Engagement beim Berliner Senat, einen Einblick in die Berliner Engagementpolitik.

Am zweiten Tag stand zunächst die Kooperation zwischen Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Akteuren im Mittelpunkt. Dabei wurde von Uwe Amrhein, Leiter des Generali Zukunftsfonds, kritisch hinterfragt, inwieweit strategische Partnerschaften zwischen Zivilgesellschaft und Unternehmen möglich und wie verlässlich sie sind. Dr. Reinhard Lang (UPJ) stellte in seinem Beitrag heraus, dass es sowohl negative als auch positive Beispiele gebe, weshalb der Schlüssel für zivilgesellschaftliche Organisationen unter anderem in einer intensiven Auseinandersetzung damit liege, mit welcher Art von Unternehmen eine Zusammenarbeit eingegangen wird.

Den Abschluss bildete eine Diskussion mit Prof. Dr. Martina Wegner und Dr. Ansgar Klein (BBE) um ambivalente Entwicklungen: Welfare-Mix und Koproduktion seien zwar durchaus mit dem Leitbild einer eigensinnigen Bürgerschaft vereinbar. Gleichwohl müsse gefragt werden, inwieweit bestimmte Formen der Zusammenarbeit tatsächlich einen qualitativen Gewinn bedeuteten.

Die Impulsbeiträge und eine Zusammenfassung der Diskussion sind im Forschungsjournal Soziale Bewegungen 2016/Heft 1 veröffentlicht.